U5-Gestaltung: Schöne Aussichten
Damit die Fahrgäste der U5 die neue U-Bahn schnell als „ihre“ identifizieren, erhalten die Haltestellen ein wiedererkennbares Design. Entwickelt wurde das vom international bekannten Hamburger Architekturbüro Hadi Teherani. Dabei spielen Farben, Formen und Licht eine besondere Rolle. Fünf Fragen an U5-Architekt Jan Hendrik Schmidt (HOCHBAHN).
Wie sieht die U5 aus?
Die U5 bekommt ihr ganz eigenes Gesicht und wird sich damit von den bestehenden Linien abheben. Dafür sorgen nicht nur die Bahnsteigtüren, die durch den vollautomatischen Betrieb notwendig werden. Es gibt ein durchgängiges Gestaltungskonzept für die wesentlichen Ausbauten im Inneren der Haltestellen auf Schalter- und Bahnsteigebene, sowie signifikante Elemente draußen, wie etwa den Zugang. Die wiederkehrenden Gestaltungselemente werden dabei so variiert, dass in jeder Haltestelle die Besonderheiten des jeweiligen Stadtteils aufgegriffen werden. Grundsätzlich verbindet die Gestaltung Funktionalität und Ästhetik.
Welche Gestaltungselemente finden sich auf allen Haltestellen wieder?
Charakteristisch für die U5-Haltestellen ist zum Beispiel die Wandkeramik. Gewellt gestaltete Keramikplatten lassen die Wände dynamisch wirken, so als bewege sich ein Vorhang, wenn eine Bahn ein- oder ausfährt. In ihrer hellen Farbe stellen sie zudem einen starken Kontrast zu den dunklen Böden dar. In unterschiedlichen Weiten und Längen ergeben die Wandkeramiken auf jeder Haltestelle ein individuelles Wandmuster.
Was können Fahrgäste an der Haltestellendecke entdecken?
Dort erstrahlen Motive, die den Stadtteil widerspiegeln und zugleich Natursymbole aufgreifen. So werden etwa in Bramfeld Ginsterblüten an der Decke dargestellt, in der Haltestelle City Nord (Stadtpark) wiederum die Blüten der Platane, der Leitbaum der modernen Bürostadt ist. Die Motive entstehen durch gelochte Metallplatten, die hinterleuchtet werden. Blickt man an der Haltestelle Barmbek Nord nach oben, schaut man in ein lichtes Blätterdach.
Welche Rolle spielen Farben bei der Gestaltung der Haltestellen?
Auch hier unterscheiden sich die Haltestellen voneinander, da jede eine Leitfarbe bekommt, die der Individualität und Orientierung dient. In der City Nord wird es beispielsweise Blau sein, in Bramfeld Orange. Deutlich sichtbar werden diese Farben zum Beispiel an den Bahnsteigtüren und den Glaselementen, die die Treppe begleiten.
Worauf können sich die Fahrgäste sonst noch freuen?
Uns war es wichtig, eine helle, offene Haltestelle zu gestalten, in der sich die Fahrgäste wohlfühlen und schnell orientieren können. Dafür sorgen zum Beispiel zahlreiche Glasflächen, etwa im Bereich der Zwischenebenen oder der Treppenabgänge, die Durchblicke ermöglichen und den Raum erweitern. Auch die Beleuchtung wirkt sich positiv auf das Wohlempfinden der Fahrgäste aus. Angelehnt an den Tagesrhythmus der meisten Menschen soll sich die Beleuchtung in der Haltestelle über den Tagesverlauf dem Stand der Sonne anpassen. Bei der Fahrt von der Arbeit nach Hause können die Fahrgäste also schon einen Gang runterschalten.
Worauf freuen Sie sich persönlich im Rahmen der Gestaltung der Haltestellen?
Nach einer so langen Planungszeit freue ich mich darauf, dass das, was bisher nur im Kopf und auf Papier existiert, wirklich zu sehen und zu erleben. Ich hoffe, dass die Gestaltung dann auch den Hamburgerinnen und Hamburgern gefällt, denn für sie und alle anderen Nutzer*innen wollen wir eine attraktive U5 schaffen, die alle wirklich gerne nutzen.
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Kommentare
Ich bin gespannt, wie die…
Ich bin gespannt, wie die Stationen am Ende wirklich wirken. Die Renderings wirken eher düster, monochrom und wenig einladend. Aber ich habe Hoffnung: die hinterleuchtete Decke könnte in der Realität ein echtes optisches Highlight werden. Bei Fußböden und Wänden hätte ich mir mehr Varianz gewünscht. Wie diese am Ende wirken hängt sicherlich von der Wertigkeit der verbauten Materialien ab.
Bahnsteigtüren
Das Konzept mit den Bahnsteigtüren gefällt mir sehr gut, wird das noch an anderen Stationen außerhalb der U5 präsent werden?
Bahnsteigtüren U5
Hallo,
es freut uns, dass Sie von den Bahnsteigtüren so begeistert sind.
Diese sind Teil des vollautomatischen Betriebs der U5 und notwendig, damit im Bereich der Haltestellen keine Störungen im Gleisbereich vorkommen können. Auf den anderen Linien ist dies durch den konventionellen Betrieb nicht notwendig. Bahnsteigtüren sind daher aktuell außerhalb den Planungen zur U5 nicht vorgesehen.
Nicht so hübsch
Tatsächlich finde auch ich die Visualisierungen wenig einladend. Ziemlich viel Beton. Ich habe an anderer Stelle eine Visualisierung der Station Sengelmannstraße gesehen und war ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. Eine aktuell luftige Station wird durch Betondächer eingehüllt. Da wird das Graffiti schon dran sein, bevor die U5 eröffnet wird. Ich hoffe sehr, dass hier nicht nur an der Sengelmannstraße, sondern auch die übrigen Gestaltungen deutlich überarbeitet werden. Dass die Hochbahn auch schöne Stationen bauen kann, sieht man bei der U4 oder auch beim Entwurf Fuhlsbütteler Straße bei der U3. Warum kann man sich hier kein Beispiel nehmen?
Ich würde mir wünschen, wenn…
Ich würde mir wünschen, wenn hier mehr Visualisierungen veröffentlicht werden. Gibt es überhaupt mehr und dürften die generell hier veröffentlicht werden? Und leider sind die hier gezeigten Bilder, außer die Visualisierung der Haltestelle Barmbek-Nord, nicht neu. Die konnte man alle schon in anderen Beiträgen sehen. Also warum so sparsam mit den Veröffentlichungen?
Visualisierungen
Hallo Herr Kahnt,
Visualisierungen können in der Tat hilfreich sein, um u.a. einen Eindruck zu erhalten, wie ein Stadtbereich oder eine Haltestelle nach der Fertigstellung der U5 aussehen könnte.
Daher werden diese Grafiken auch auf den Info-Formaten in den Stadtteilen und auf der Website genutzt. Für diese Anlässe werden sie auch erstellt. Sollte es keinen neuen Planungsstand geben, wird auf bereits vorhandenes zurückgegriffen. Auf diese Weise werden wichtige Ressourcen gespart.
Bahnsteigtüren
Nach meiner Meinung sind die geplanten Bahnsteigtüren überflüssig und verteuern die Haltestellen nur unnötig. In tropischen Städten, wie Singapur, ist so etwas sinnvoll, um die klimatisierten Stationen gegen die Warmluft aus dem Tunnel abzuschirmen.
Die Bahnsteigtüren sind für fahrerlose Züge erforderlich
Damit da ganz sicher niemand vom Bahnsteig aufs Gleis gelangt. Mit der Klimatisierung hat das nichts zu tun, auch nicht in Singapur. Dort ist es auch, um Menschen im Gleis zu verhindern...
Bahnsteigtüren überflüssig?
In Budapest gibt es auch automatisch fahrende U-Bahnen und keine Glaswände zwischen Bahnsteig und Gleis. Warum sollte die Umfallgefahr auch größer sein, wenn die Züge mit entsprechenden Sensoren ausgestattet sind. Es ließen sich nicht nur Kosten, sondern auch Platz sparen.
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