U1 Oldenfelde: Endspurt für die Neue
Am 9. Dezember 2019 ist es soweit: Mit der Eröffnung der U1-Haltestelle Oldenfelde geht das erste Projekt des U-Bahn-Netzausbaus an den Start. Die Bauarbeiten liegen voll im Zeitplan, in wenigen Tagen wird eröffnet. Zeit, zurückzublicken - im Interview mit HOCHBAHN-Projektleiter Volker Schmidt, Architekt.
Herausfordernd dabei: Mit der U1-Haltestelle Oldenfelde baut die HOCHBAHN eine Haltestelle zwischen zwei bestehende Stopps - und das bei laufendem Betrieb.
Frage: In wenigen Tagen wird die neue U-Bahn-Haltestelle eröffnet, die viele Menschen in den nächsten hundert Jahren schneller durch Hamburg bringen wird? Was geht einem als Projektleiter durch den Kopf, wenn dieser Meilenstein kurz bevorsteht?
Antwort: Geschafft! Es hat funktioniert! Der Neubau hat uns mehr als 5 Jahre begleitet und jetzt ist es einfach toll zu sehen, dass das, was man geplant hat, auch aufgeht - und das in dem geplanten Zeitrahmen. Natürlich hatten wir verschiedene Puffer im Bauablauf vorgesehen. Aber maßgeblich für diesen waren die vier Sperrungen der U1, da wir die Haltestelle im laufenden Betrieb gebaut haben. Im Vorfeld der Sperrungen und in den Sperrungen selbst musste alles gut klappen, damit der Plan gehalten werden konnte.
Entscheidend für den Erfolg war auch die sehr gute Zusammenarbeit der einzelnen Teammitglieder, sowohl der internen, als auch der vielen Beteiligten auf der Baustelle und der externen Fachplaner.
Was war die größte Herausforderung bei dem Bauwerk?
Wie schon angedeutet, war die Besonderheit dieses Projekts das Bauen im laufenden Betrieb. Anders als bei Umbauprojekten bestehender Haltestellen mussten wir das Baufeld erst schaffen. Am Anfang hatten wir an der Stelle nur drei nebeneinander liegende Gleise. Um die Haltestelle im laufenden Betrieb bauen zu können, musste zunächst ein Gleis verschwenkt und der Bahndamm verbreitert werden. Parallel dazu und abschnittsweise wurde dann die Unterführung unter den Gleisen geschaffen.
Eine weitere große Herausforderung waren die hohen Grundwasserstände, aufgrund der sehr unterschiedlichen Bodenverhältnisse vor Ort. Selbst der Bodengutachter war sehr erstaunt über das große Nebeneinander von verschiedenen wasserführenden Schichten. Bei der Herstellung der Baugrube mussten wir deswegen sehr viele Anpassungen vornehmen, um überhaupt bauen zu können. Das hat den Bauablauf an manchen Stellen verändert. Zum Ausgleich dafür hatten wir in den Sperrpausen wiederum sehr viel Glück mit dem Wetter.
Was gefällt Ihnen am besten an der neuen Haltestelle?
Gut gelungen finde ich die Außenfassade der Technikräume. Durch das Spiel mit den Farben und dem etwas hervorstehenden Relief der Lisenen (vertikale Elemente, die aus der Fassade vorstehen) wirkt der eigentlich lange Block in der Seitenansicht deutlich kürzer. Und das Erscheinungsbild des Baus verändert sich auch, je nachdem, von wo man schaut und wie das Licht ist.
Gut gefällt mir auch das Bahnsteigdach. Anders als bei sonstigen Dachkonstruktionen haben wir keine einzelne Y-förmige Mittelstütze, sondern zwei etwas schlankere Stützen. Dadurch schaffen wir klare Zonen auf dem Bahnsteig und durch die Oberlichter in der Mitte des Bahnsteigs wird gerade dieser Bereich zum hellen Wartebereich. Da man eher dahin geht, wo es heller ist, ist man dort gut aufgehoben. An den Seiten wird gelaufen, in der Mitte kann gewartet werden.
Zudem ist das Dach unterseitig ganz und gar geschlossen. Damit gibt es keine Möglichkeiten, dass sich Tauben darunter niederlassen.
Anders als bei bisherigen U-Bahn-Ausbauprojekten wurden die Anwohnerinnen und Anwohner der Haltestelle von Anfang an in die Planung eingebunden. In einem dreistufigen Verfahren brachten sie ihre Anregungen mit ein, die zum Teil umgesetzt wurden. Hat sich der Prozess gelohnt?
Das war für uns neu und eine sehr spannende Erfahrung. Grundsätzlich haben wir vor Ort eine sehr konstruktive Stimmung erlebt. Manche Vorschläge der Anwohner haben bestehende Planungsideen noch verstärkt, wie etwa die Öffnung der Unterführung.
Daneben gab es andere Anregungen, die wir ohne die Bürgerbeteiligung nicht initiiert hätten, z.B. den begrünten Bahndamm. Um beim Abstützen des Bahndamms innerhalb der Grundstücksgrenzen der Bahnanlage zu bleiben, hatten wir eine bis zu 3 Meter hohe Stützwand geplant. Die Bürger schlugen hier eher einen begrünten Bahndamm vor. Dafür musste allerdings ein Teil des bezirklichen Grunds genutzt werden. Durch die Teilnahme des Baudezernenten des Bezirks am Prozess konnte hier schnell eine Lösung gefunden werden.
Dazu ist die frühe Beteiligung auch eine tolle Möglichkeit, den späteren Fahrgästen die Planung zu erklären. Damit steigt auch die Akzeptanz für das Projekt. Unterm Strich hat sich die Arbeit gelohnt, weil das Ergebnis in einigen Punkten verbessert wurde. Jetzt freue ich mich für die Anwohnerinnen und Anwohner, dass sie ab 9. Dezember viel besser und schneller durch die Stadt kommen!
Wie geht es jetzt für Sie und Ihr Team weiter?
Die nächste zwei Projekte stehen schon an: Die Planung des Neubaus der U-Bahn-Haltestelle Sternschanze und die Planung der neuen U3-Haltestelle Fuhlsbüttler Straße zwischen den U3-Haltestellen Barmbek und Habichtstraße.
Kommen Sie vorbei und machen Sie sich selbst ein Bild von der Neuen! Am 9. Dezember 2019 um 13.30 Uhr wird die U1-Haltestelle Oldenfelde feierlich durch den Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher eröffnet. Ab 15 Uhr halten die ersten U-Bahnen regulär in Oldenfelde.
(Artikel wurde redaktionell bearbeitet am 16.12.19.)